Renaturierung der Kopfarbeit bei Führungskräften
- Bernd Brormann
- 26. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Inhalt
Die meisten Führungskräfte verlassen sich stark auf den präfrontalen Kortex (PFC), der für Fokus, Planung, Selbstregulation und Entscheidungsfindung zuständig ist. Doch dieser Teil des Gehirns verbraucht sehr viel Energie und ermüdet schnell. Er ist anfällig für Überlastung. Somit fehlt den meisten Führungskräften nicht unbedingt die Zeit, sondern kognitiver Bandbreite, die ein energieschonendes und ressourcenorientierts Arbeiten ermöglicht.
Die Bedeutung kognitiver Vielfalt
Wenn wir nur Fokus oder Willenskraft einsetzen, ist dies nicht nur ineffizient, nein, es führt dazu, dass wir nur einen Teil des Gehirns verwenden. Die Lösung liegt nicht in mehr vom Gleichen (das ergibt nur Mehr vom Selben). Die Lösung liegt darin das gesamte Gehirn mit seinen Möglichkeiten nutzbar zu machen (Nutzbarmachen des gesamten Gehirns), und insbesondere die Folgenden:
Das Default Mode Network (DMN) unterstützt Kreativität und Erkenntnis.
Das Salienz-Netzwerk: erkennt Relevanz und emotionale Nuancen.
Lasst uns über die Art des Denkens nachdenken
Nicht jede Art des Denkens hat dieselben Qualitäten und so könnte eine kognitive Überprüfung der Art wie ich arbeite, hilfreiche Erkenntnisse liefern. Diese Prüfung unsere Denkweise könnte Fragen enthalten wie:
Welchen Anteil des Tages verbrachte ich mit tiefem Fokus oder Abschweifen, wie z.B. Tagträumen?
Wann war mein Denken am schärfsten?
Welche Arbeit hat mich unverhältnismäßig ausgelaugt?
Erholung sichtbar machen
Unser Gehirn ist nicht für Dauerleistung gebaut und da es im Vergleich zu anderen Organen des Körpers in Relation deutlich mehr Energie verbraucht, selbst wenn es im „Autopilot-Modus“, also ohne fokussierten Einsatz des PFC, arbeitet, ist eine tägliche Arbeit ohne Abwechslung und De-Fokussierung auslaugend. Pausen oder eingeschobene Tätigkeiten, die weniger Fokus brauchen, können den Zugriff auf Gehirnbereiche fördern, die Kreativität, Erkenntnisgewinn und Einbeziehen einer Bewertung der Relevanz und emotionaler Nuancen ermöglichen. Die Führungskräfte nutzen so wichtige Ressourcen und Fähigkeiten. Somit sollten Führungskräfte Erholung als kulturelle Norm etablieren:
10–15 Minuten Puffer nach intensiven Meetings.
Öffentliche Blockzeiten im Kalender.
Rotierende „meetingfreie Halbtage“.
Salienz-Schalter
"Reizinduzierte Vereinnahmung der Aufmerksamkeit"
Wer kennt es nicht? Im Stress und unter Druck neigen wir und somit unser Gehirn zu schnellen emotionalen Reaktionen. Angst und Stress machen dumm. Der Tunnelblick macht einen Perspektivwechsel und Einbeziehung wichtiger Informationen nicht mehr möglich. Somit ist die Wahrscheinlichkeit wichtige Lösungsmöglichkeiten für Probleme zu übersehen deutlich erhöht. Um das oben genannte Salienz-Netzwerk zu aktivieren können wir:
Physisch den Kontext wechseln. Den Raum oder die Position wechseln, einen Spaziergang machen oder auch nur mal eben für ein paar Minuten Händewaschen gehen.
Wir können uns fragen: „Welches Signal übersehe ich?“ „Was würde ich vom Balkon aus sehen, wenn ich uns oder mich von dort aus betrachten könnte?“
Aktivierung durch Anfertigung von Skizzen, Übersetzen des Problems in Metaphern oder Gespräche zum offenen Austausch und Einholen anderer Perspektiven nutzen.
Hilfreiche Teamrhythmen für Ganzhirn-Arbeit
Kognitive Überlastung ist meist ein Designfehler und hier können Praktische Ansätze deutliche Verbesserung bringen:
Meetings klar als „Fokus-Zeit“, „Reflexions-Zeit“ oder „Soziale Verbindungs-Zeit“ kennzeichnen.
„30-30“-System: 30 Minuten Arbeit, 30 Sekunden Notizen.
Wöchentliche Zeitblöcke in denen es „keinen neuen Input“ gibt.
System vereinfachen
Mitarbeitende jonglieren oft mit zu vielen parallelen Inputs oder auch Informationskanälen (E-Mails, Slack, TEAMs, SMS, WhatsApp, Meetings, Telefonate, Zoom etc). Etwas eventuell zu verpassen, kann somit auch Druck aufbauen.Um das gesamte System von Druck zu befreien, sind folgende Schritte empfehlenswert.
Input-Checks durchführen – Über welche Kanäle erhalte ich, erhalten meine Mitarbeitenden Informationen? Entscheiden, welche davon wollen wir in Zukunft nutzen. Hier sollte eine klare Reduktion der Informationskanäle erfolgen.
Neue Initiativen nur zulassen, wenn sie klar mit Prioritäten verknüpft sind.
Fokus-Zonen schaffen, z. B. „No-Meeting-Mornings“.
Zukunft der Führung
Führung ist nicht nur Verhalten, sondern auch Neurologie. Erfolgreiche Führungskräfte zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie schneller denken, sondern indem sie bessere „neuronale Umgebungen“ gestalten.
Die heutige Datenüberflutung erfordert eine Strategie, um die wichtigen Informationen zu identifizieren und nutzbar zu machen. Hier ist es für Führungskräfte ein Akt der Selbstfürsorge und Erhalt der Leistungsfähigkeit Ablenkungen zu reduzieren und Pausen ermöglichen eine innere Verarbeitung der Informationen. Nur dann sind Informationen gewinnbringend, wenn daraus auch Entscheidungen oder Handlungen folgen. Und in der Ruhe liegt die Kraft. ----------------------
Ich bin Bernd Brormann, NLP Mastercoach. Ich begleite mit Freude Menschen und Teams, die sich mehr Verbundenheit wünsche. Dabei nutzte ich in Workshops, 1:1-Coachings, denkerweiternde Fragen und Übungen. Zudem erschaffe ich sichere Gedanken- und Gefühlsräume, die der Entfaltung von Potentialen dienen. Hierbei setze ich förderliche Perspektivwechsel und erlebnisorientierte Veränderungsprozesse in der Natur ein. „Entfaltung durch Begegnung“ bedeutet für mich, dass Lösungen sich aus dem Inneren der Menschen oder Teams heraus entfalten und ich diesen Prozess begleite.